Baublatt 11/2019

10 NOVEMBER 2019 BAUBLATT.ÖSTERREICH PROJEKTE + PLANUNG ROCHE BAU 2 Das in Basel entstehende Hochhaus Roche Bau 2 wird mit 205 m als höchstes Ge­ bäude der Schweiz nicht nur eine neue Landmarke setzen, das Projekt macht auch eine ausgeklügelte Bautechnik erforderlich: Für die Grün­ dung des 59 x 32 m Grund­ fläche aufweisenden Gebäu­ des sind eine 20 m tiefe Baugrube mit Großbohr­ pfählen und massiver Bodenplatte auszuführen sowie der Gebäudekern mit einer Kletterschalung mit Windschild zu erstellen. Autor: Curt M. Mayer Höchstes Gebäude der Schweiz wächst im Zehntagestakt u dem 2015 fertig gestellten 41-geschossigen Hochhaus Bau 1 mit 175 m Höhe des Pharmakonzerns F. Hoffmann-La Roche AG gesellt sich ein großer Bruder: direkt daneben entsteht bis 2021 das 30 m höhere neue Bürohochhaus Bau 2. Die beiden Hochhäuser sind Teil der umfangreichen baulichen Neustruktu­ rierung des Basler Stammsitzes, zu dem in den nächsten Jahren weitere Neubauten hinzukommen werden. Die Arealentwick­ lung wurde in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen und das Rekordhochhaus vom Bauingenieurbüro wh-p Ingenieure Basel projektiert. Die Planung beruht auf dem Konzept „Green Building“ mit optimiertem Minergie-Standard. Schlanker Hochhauskern Der Massivbau des Gebäudes wird durch zwei, nach oben abgetreppte Stahlbeton­ kerne ausgesteift, die sich in der Grundflä­ che von 32 m x 59 m im Erdgeschoss auf 32 m x 16 m im 49. Obergeschoss verjün­ gen. Die Deckenauskragungen von bis zu 3,60 m sowie die großzügigen Treppenaus­ schnitte im Bereich der Kommunikations­ zonen werden durch Vorspannung der entsprechenden Deckenfelder realisiert. Die Gründung des Gebäudes erfolgt in einer kombinierten Pfahl/Platten-Bau­ weise. Die beiden Stahlbetonkerne sind in den dreigeschossigen Kellerkasten eingespannt. Hohe Erdbebensicherheit gewährleistet Der Neubau weist, wie das erste Hoch­ haus, eine hohe Erdbebensicherheit auf. Durch die duktile Koppelung von Teilker­ nen kann die Erdbebenenergie in Verfor­ mung umgewandelt werden, erläutern die Projektverfasser. Die Erdbebensicherheit wurde auf den Wert von 6,9 der Richter­ skala berechnet und ist mit dem internati­ onalen Seismic Award 2018 ausgezeichnet worden. Das beim Bau 1 angewandte Grundkonzept kommt auch für das Hochhaus 2 erneut zur Anwendung, aber mit einem etwas schlankeren Kern. Dies unter Berücksichtigung der Lehren, die aus dem ersten Bau gezogen werden konnten. Die Maßnahmen zur Erdbebensi­ cherheit sind unsichtbar in die Architektur integriert. Dazu werden sogenannte Koppelbalken mit einem Gewicht von je 5 t eingebaut. Diese verbinden als massiv bewehrte Bauteile die Kerne als konstruk­ tiver Rückgrat und absorbieren bei einem Erdbebenereignis die auftretende Energie wie „Knautschzonen“, heißt es von den Ingenieuren für die Tragwerkplanung. Anspruchsvolle Gründungstechnik Für die Errichtung des Hochhauses waren nach dem vorgängigen Rückbau eines Gebäudes im Bestand die Erstellung einer 20 m tiefen Baugrube im Grundwasser mit einer Fläche von 2.400 m² und eine massive Gründung mit Großbohrpfählen und Litzenankern erforderlich. Dazu war eine überschnittene Pfahlwand mit Durchmesser 1.200 mm zu erstellen. Diese musste lediglich im Süden ab Oberkante Terrain ausgeführt werden; auf den drei anderen Seiten wurde die Pfahlwand erst ab einer Aushubkote von rund 10 m unter Terrain erstellt. Die Gründung des Roche-Towers ist in einer dreimonatigen Bauphase erstellt worden. In der massiven Bodenplatte sind in zwölf Etappen 5.700 m 3 Beton und 2.000 t Bewehrungs­ stahl verbaut sowie mehr als 14.000 Schraubbewehrungen eingesetzt worden. Mit der Ausführung der Baugrube und der Gründung betraut worden war vom Bauherrn Hoffmann-La Roche im Oktober 2016 die Arge Roche Bau 2 (ABR), bestehend aus den Firmen Implenia Fotos/Visualisierung: Herzog & de Meuron; Implenia; Mayer; Meva; Debrunner Z Nach der Montage der Kletterschalung für den Gebäude­ kern mit der Einhausung durch den Windschild ab dem 4. OG erfolgt die gerüstlose Bauweise für die 46 weiteren Hochhausstockwerke. Nun geht es im Takt von neun bis zehn Tagen pro Geschoss in die Höhe.

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