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oktober 2015
Baublatt.Österreich
projekte
+
planung
besteht dabei im Zusammenspiel von drei
Faktoren: Der selbstverdichtende SCC-
Spezialbeton (Self Compacting Concrete),
ein homogener, weicher und äußerst
fließfähiger Beton, fließt ohne Einwirkung
zusätzlicher Verdichtungsenergie, allein
unter dem Einfluss der Schwerkraft,
entlüftet und füllt jeden Hohlraum
innerhalb der Schalung und Bewehrung
aus. Zum Einsatz kommt außerdem eine
spezielle und in ihrer Art weltweit
einzigartige, dichte Schalung. Nicht zuletzt
ermöglicht eine mit 12 t Zugkraft durch
Halbzoll-Spannstahllitzen vorgespannte
Bewehrung, Tribünen-Doppelelemente mit
insgesamt 10,5 m Länge und knapp
zwölfeinhalb t Gewicht zu produzieren.
Christian Grill, zuständig für
Forschung und Entwicklung und seit
über 30 Jahren Mitarbeiter bei der Firma
Oberndorfer ergänzt: „Eingesetzt wurde
die Betonsorte SCC 50/60 B3, es wurden
rund 5 m
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Beton pro Element benötigt.
Obwohl der Sommer für unsere Produk-
tion eine große Herausforderung war –
Frischbetontemperaturen von 30° waren
keine Seltenheit – musste kein einziges
Element ausgeschieden werden. Alle
entsprachen den hohen qualitativen
Anforderungen, wofür uns auch von der
Firma Strabag Anerkennung gezollt
wurde. Am 1. Oktober wurde das letzte
Element betoniert.“
Aber nicht nur die Tribünenelemente in
doppelter L-Form stecken voller Innovatio-
nen, auch die rund 150 Fertigteilstiegen
und Treppenläufe, die im Inneren des
Allianz Stadions zum Einsatz kommen
werden, wurden nach einem eigens
entwickelten und lizenzierten Konzept
gefertigt. In jahrelanger Forschung ist es
gelungen, Fertigteilstiegen in sogenannten
„stehenden Schalungen“ zu gießen und
damit nach dem mittlerweile lizenzierten
„Top-Steps“-System zu produzieren. Damit
können Betontreppen und Fertigteilstie-
gen noch schneller produziert und mehr
Kundenwünsche als bisher umgesetzt
werden.
Neben Tribünenelementen, Fertigteil-
stiegen und den dazugehörigen Sondertei-
len werden für das neue Allianz Stadion
zusätzlich Beton-Doppelwandelemente,
Hohldielen und Elementdeckenplatten
sowie Außen- und Innensäulen und
Tribünenträger aus Beton nach Hütteldorf
geliefert. Besonders stolz ist man im
Unternehmen auf die vielfältigen Möglich-
keiten und unterschiedlichen Größen und
Ausführungen der Beton- und Stahlbeton-
fertigteile: „Wir produzieren für den SK
Rapid Wien von kleinteiligen Spezialanfer-
tigungen, über die große Serienproduktion
von insgesamt 903 Tribünenelementen
und 150 Fertigteiltreppen, bis hin zu
Außenstützen in geringeren Stückzahlen,
dafür mit 18 m Höhe und über 40 t
Gesamtgewicht“, betont Erwin
Pfannhauser abschließend.
Übrigens kommen wesentliche Kompo-
nenten aus regionalen Bezugsquellen:
Der Zement für die Fertigteile des Allianz
Stadions stammt aus dem Lafarge-Werk
in Mannersdorf, der Zuschlag (Gesteins-
körnungen) kommt von der Kiesunion
aus Grafenwörth. Für den geforderten
entmischungsstabilen und selbstverdich-
tenden Beton kamen die Betonzusatzmit-
tel der Firma BASF zum Einsatz.
www.oberndorfer.at|
www.strabag.at www.skrapid.atTribünenelemente in der Fertigungsstraße
bzw. vor der Verladung: 5 m
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Beton wurden
pro Element benötigt, 9 Elemente konnten
täglich in der Fertigungshalle produziert
werden. Am 1. Oktober wurde das letzte
Element gefertigt, kein einziges
musste ausgeschieden werden.
Zwei Spezialisten der Firma Oberndorfer (von
links): Christian Grill (Forschung und Entwick-
lung) und Erwin Pfannhauser (Betriebsleiter
im Beton-Fertigteilwerk in Gars am Kamp).
Oben: So wird sich das Stadion nach der
Fertigstellung den Besuchern präsentieren.
Fotos: BBÖ/CB; VÖB; Oberndorfer
Schon fast fertig: Vor
dem Wintereinbruch soll
der Bau des Stadiondaches
abgeschlossen werden.