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Baublatt.Österreich

november 2016

tunnelbau

bleibt die Arbeit der Mineure sehr

anspruchsvoll, betonte Hans Köhler, Chef

der Arge Neubau Albulatunnel II (NAT II)

und Abteilungsleiter Tunnelbau der

federführenden Porr Suisse AG. Während

von 1898 bis 1903 bis zu 1.300 Mineure im

oft gefährlichen Einsatz standen, wird der

aktuelle Bau mit einer Belegschaft von bis

zu 100 Mann abgewickelt. Dabei wurde

auch auf die optimalen Sicherheitseinrich-

tungen des Neubauprojekts hingewiesen.

Dieses entspricht den Vorgaben des

Denkmalschutzes im Hinblick auf den

Status der Albula-Bernina-Bahn als

Unesco-Weltkulturerbe. Daraus resultier-

ten auch besondere Auflagen bezüglich der

Ausgestaltung der beiden Portalbereiche.

Von einer durch einen Zwischenangriff

vom bestehenden Tunnel aus erschlosse-

nen Kaverne, 1.300 m vom Nordportal aus,

wird die Vereisungsmethode für die

Störzone Rauwacke angewendet. Das

aufgebaute Gefriergewölbe ist notwendig,

um die labile Formation Rauwacke sicher

durchörtern zu können.

Meilensteine des Projekts auf Kurs

Für den Vortrieb von beiden Portalen her

reichen die geologischen Herausforderun-

gen von den Lockergesteinsstrecken bis

zum harten Granit. Neben der Vereisung

aus der Kaverne heraus, haben sich die

Arbeiten im zu Ende gehenden Jahr

hauptsächlich auf den Tunnelvortrieb

konzentriert. Am Nordportal in Preda

konnte bei der 27 m langen Lockerge-

steinsstrecke der Rohrschirmvortrieb

abgeschlossen werden. Nach Angaben der

RhB-Projektleitung ist die Ortsbrust im

standfesten Allgäuschiefer. Dieser erlaubt

Sprengungen mit Abschlagslängen von

rund 2 m. So können täglich mehrere

Meter Fels ausgebrochen, das Gewölbe mit

Ankern und Bewehrungsnetzen „verdü-

belt“ und anschließend mit Spritzbeton

gesichert werden. In Spinas, im Süden,

wurde auf der 230 m langen Lockerge-

steinsstrecke der Rohrschirmvortrieb

weitergeführt. Die Gehängeschuttstrecke

konnte überwunden werden, der Vortrieb

befindet sich bei 282 m in der Grundmo-

räne und der Abbau erfolgt mit auf

Liebherr-Tunnelbaggern vom Typ 924

aufgebauten Hydraulikhämmern. Die

Baustelleneinrichtungen an beiden

Tunnelportalen sind abgeschlossen; als

letzte wichtige Komponenten sind das

Kieswerk und das dazugehörige Rücklauf-

Förderband von der Deponie her ausge-

führt worden.

Eine komplexe hydrogeologische

Strecke befindet sich 1.300 m vom

Nordportal entfernt. Auf einer Länge von

110 m wird hier die sogenannte Raibler

Rauwacke angetroffen, ein teilweise bis zu

Schlamm zersetztes Gebirge. Deren

Durchörterung stellt hohe Anforderungen

an die bautechnischen Maßnahmen. Nach

Angaben von Porr Suisse AG in der Arge

Neubau Albulatunnel II musste – um

durch diese Schicht einen Tunnel bauen zu

können – die Raibler Rauwacke zuerst

rund um das künftige Tunnelprofil vereist

werden. Seit Mitte Juli steht dazu die

Gefrieranlage in Betrieb, um den Eiskör-

per genügend groß und stabil aufzubauen.

Erst dank dem minus 10 °C kalten

Eiskörper von 2,50 m Stärke war es

möglich, ab Oktober den Vortrieb durch

diese labile Störzone in Angriff zu nehmen.

Schwimmendes Gebirge erkundet

Im Bereich von Tunnelmeter 1.190 m vom

Nordportal her ereignete sich beim Bau

des ersten Albulatunnels vor rund 115

Jahren ein Einbruch infolge einer entfes-

tigten, stark wasserführenden Zone mit

Feinsand gefüllten Hohlräumen. „Die

Durchfahrung der Raibler Rauwacke

genannten Schichten ist auch nach den

neuen Untersuchungen für den Albulatun-

nel II das zentrale Problem. Die Beherr-

Für das Großprojekt

Albulatunnel II der

Rhätischen Bahn

mit 5,8 km Länge im

Schweizer Gebirgskanton

Graubünden lag in der

dritten Bausaison der

Schwerpunkt der Arbei­

ten auf dem Vortrieb von

beiden Portalen her sowie

in der Vereisungsvorbe­

reitung für die Durch­

querung einer Störzone.

Für den neuen

Albulatunnel II ist in

1.300 m Tiefe vom

Nordportal in Preda

her im Winterhalb­

jahr 2015/16 an der

in einer Kaverne

aufgebauten Tunnel­

brust mit 200 m

2

Querschnittfläche

eine Bohrkampagne

für die Vereisungs­

rohre und Injek-

tionen ausgeführt

worden.